Seckbacher Weihnachtsikone 2023

„Wird Jesus tausendmal zu Bethlehem geboren und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verloren“, schreibt der Mystiker Angelus Silesius (1624-1677). Er meint damit, dass das Wunder von Weihnachten nicht fernab als ein historisches Geschehen im Jahr Null bleiben darf, sondern mit uns und unserer Wirklichkeit zu tun haben muss. Das ist auch der Gedanke hinter der Seckbacher Weihnachtsikone: Im Jahr 2023 findet die Geburt Jesu in unserem Frankfurter Stadtteil statt. 


 Ikonen sind religiöse Bilder voller Symbolik. Auch in dieser Ikone hat vieles eine symbolische Bedeutung. Wir sehen zuerst die Wahrzeichen von Seckbach: das schöne alte Rathaus, die Evangelische Marienkirche, die Katholische Kirche Maria Rosenkranz, den Lohrberg mit Lohrbergschänke, Wiese und Bäumen. 

 

Und in der Mitte befindet sich ein Ausschnitt aus der Ikone „Die Geburt Christi in der Höhle“ - so die Bezeichnung dieser Ikone im östlich-orthodoxen Christentum. Die orthodoxen Ikonenmaler haben die Geburt in ihre Wirklichkeit hineingezogen. Sie findet in den Bergen statt, die in Ikonen immer für eine geistige Wirklichkeit stehen. Die schroffen Kalkfelsen sehen so aus wie auf dem Berg Athos in Griechenland, wo Mönche wohnen, die Ikonen malen. Maria ist größer als alle anderen Figuren, weil auf Ikonen nicht die Zentralperspektive, sondern die Bedeutungsperspektive vorherrscht. Was am wichtigsten ist, wird am größten dargestellt. Für die orthodoxen Mönche war Maria am wichtigsten. Sie sprechen immer von der „Mutter Gottes“. Ihr griechisches Abkürzungszeichen ΜΡ ΘΥ (für Mater Theou) steht neben ihr. Sie hat Jesus Christus in sich getragen. Er wird abgekürzt als ΙΣ ΧΣ Iesous Christos. Maria schaut freundlich, aber auch nachdenklich, weil sie in einer gefährlichen Zeit lebt und schon ahnt, wie Jesus am Kreuz sterben wird. Darum liegt Jesus nicht in einer Krippe in einem Stall, sondern in einer Höhle - wie das Grab, in das Jesu Leichnam nach der Kreuzigung gelegt wurde. Und der Futtertrog sieht eher wie ein Sarg aus. Josef steht, wie immer etwas unbeteiligt, staunend daneben. 

 

Rechts vom Berg ruft der Verkündigungsengel:„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden!“ Der Hirte, damals zur untersten Schicht der Gesellschaft gehörend, vernimmt diese Botschaft und läuft direkt zum Rathaus. Im Zentrum des Stadtteils wird die Botschaft verkündet: Friede auf Erden. Das heißt Frieden für den Stadtteil, für die Ukraine (darum der Bus in Ukraine-Farben mit Friedens-Tauben), für Israel und Palästina. Das heißt auch: Frieden für die ganze Natur, das bedrohte Klima, die Bäume, die Tiere. Stellvertretend für alle Tiere ist – neben Ochs und Esel – eine Katze auf der Ikone anwesend. Es ist das meistverbreitete Seckbacher Haustier. Auch der Bauzaun darf 2023 nicht fehlen. Schon drei Jahre ist die Wilhelmshöher Straße gesperrt; und das ist erst Teil Eins des Umbaus…

 

Das Wichtigste in der Ikone ist aber der Lichtstrahl in der Mitte, umfasst durch die beiden Kirchen. Das Licht kommt von oben, von Gott. Die goldene Mitte des göttlichen Halbkreises ist das Licht selbst. Die dreierlei Farben Blau stehen für die drei Weisen, in denen Gott präsent ist: als Anfang aller Dinge (Vater), als den Menschen zugewandt (Sohn) und als Lebenskraft (Hl. Geist). Der göttliche Lichtstrahl zeigt auf das Baby Jesus, weil in ihm diese dreifaltige Anwesenheit Gottes erfahrbar wurde. Das ist die Gute Nachricht von Weihnachten: Gott ist in unserer Wirklichkeit sichtbar geworden. Das ist wirklich ein Grund zu feiern!